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Südlicher Kungsleden In Schweden, Teil 2 – Tour Bericht

Tour Bericht Südlicher Kungsleden:

In diesem Teil des Berichtes möchte ich noch etwas näher auf den Kungsleden und seine Highlights eingehen.

Ich werde nicht Tag für Tag beschreiben und nicht zu sehr ins Detail gehen da es sonst sicherlich zu viel wird. Es soll ein schöner kleiner Einblick werden und auch eine Anregung sein vielleicht auch selber einmal den Kungsleden zu bestreiten.

Die Tage bis um Abflug vergingen dann doch recht schnell. Es wurde immer wieder noch eine Kleinigkeit umgepackt und verstaut. Am Ende war dann alles für die nächsten zwei Wochen im Rucksack verstaut.

Von Stuttgart ging es dann mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen und dann schnell weiter nach Stockholm.

Wir hatten den Vorteil die erste Nacht in Stockholm bei einer Bekannten unter zu kommen. Sie fuhr uns dann auch freundlicherweise am nächsten Morgen zum Hauptbahnhof.

Es ging früh los, da wir noch am der Nachmittag die ersten Kilometer laufen wollten.

Am Bahnhof mussten wir aber uns erst mal noch mit frisch gebackenen Zimt schnecken eindecken. Der Geruch ist der Wahnsinn und man kommt einfach nicht dran vorbei.

Schnell verlässt der Zug das Stadtgebiet von Stockholm und man befindet sich rasch in der weiten Natur. Man bekommt schon einen ersten Eindruck was einen in den nächsten zwei Wochen erwarten wird.

Wir genossen die Fahr bis man irgendwann, mitten auf der Trasse stehen bleibt.

Die Haltestelle war an einem Einkaufszentrum und einer Bushaltestelle. Der Schaffner meinte das Bus, mit dem es dann weiter gehen würde dann auch gleich kommen würde.

Wir waren etwas skeptisch, mitten im nichts auf einen Bus zu warten. Es ging noch schnell in den Supermarkt da wir Sonnen Creme und Batterien vergessen hatten.

4 Minuten vor der Weiterfahrt kam der Bus. Erstaunlich. Der Fahrer wollte dann noch schnell eine rauchen, die Zeit hatten wir ja noch. 1Min hatte er noch und  verlud unsere Rucksäcke. Pünktlichst ging es los. Der Bus wurde immer leere bis wir die einzigen waren die noch mitfuhren. Da wir uns mit dem Fahrer unterhielten fuhr er extra noch einen zwei Kilometer Schlenker um uns direkt am Einstieg heraus zu lassen. Der Bus war weg uns somit nur wir zwei übrig. Nix. Stille. Vögel Gezwitscher. Nur ein Trampelpfand markierte den Weg. Etwas unschlüssig ob dies auch der Weg war ging es los.

Die erste Nacht im Zelt war kurz und der Rücken hatte sich noch nicht ganz auf die 22kg auf dem Rücken eingestellt.

In der Tat erreichten wir erst am zweiten Tag den wirklichen Einstieg in den Weg. Ein Tor markiert hier den Start oder das Ziel des Kungsleden. Man kann auch von Norden aus Starten wir entschieden uns aber von Süden an zu laufen, diese Route soll weniger frequentiert sein. Wenn man das Ende August überhaupt sagen kann.

Jetzt ging es also wirklich los. 355Km To Go. Lets hit the Trail.

An diesem Tag befindet man sich dann nur im Anstieg. Dieser ist nicht sonderlich schwer da es nur sehr leicht bergauf geht. Schon hier trafen wir auf keine Wanderer mehr und waren dann nur zu zweit mit der sagenhaft weiten und grünen Landschaft. Welche man an diesem Tag von einer Erhöhung wunderbar überblicken konnte.

Schnell gewöhnte man sich auch an das Gewicht im Rucksack.

Das erste Hochmoor war erreicht und von nun an galt es erst mal die Höhe zu halten.

Wir erreichten früher wie gedacht die erste bewirtschaftete Stugan ( Berghütte des STF) und da wir hier auf etwas schlechtes Wetter trafen, nahmen wir einen Down Day in kauf.

Unsere Tour war vom laufen her sehr strickt geplant. Wir hatten nur 13 Tage Zeit um einen Tour zu laufen die mit 16 Tagen angegeben wurde. Aber früh merkten wir das auch Touren mit 10Km am Tag eingetragen waren. Da wir fit sind kombinierten wir auch Etappen um so die Tages Etappen zu reduzieren.

In der Stugan kramten wir dann im Kartenmaterial und planten neu, begleitet durch den Regen der auf die kleine Hütte prasselte.

An dem Lauf-Freien-Tag begaben wir uns zum Njupeskä Wasserfall. Mit 93m der höchste in Schweden. Selbst das schlechte Wetter konnte unsere Laune nicht trüben. Hier fanden wir auch ein Restaurant mit leckerem Essen. Elchfleisch. Wollten wir unbedingt probieren.

Auch zu empfehlen ist ein Abstecher in das Naturum ( vergleichbar mit Natuschutz Zentren in Deutschland) Ein modernes Holzhaus, welches auf stelzen im Moor steht. Faszinierend die Glasfront mit Blick auf das Moor. Der Nebel erzeugte eine fast mythische Stimmung.

Langsam wollten wir aber auch weiterkommen.

Der Regen verzog sich über Nacht und voller Energie ging es weiter Richtung Norden.

Die nächsten Tage kamen wir sehr gut voran und genossen das wir auch am fünften Tag keinen Wanderer zu Gesicht bekamen.

Über die Tage entwickelten wir auch eine Routine. Morgens ging es nach dem Frühstück los. Eine kurze Pause am Mittag und gegen Nachmittag war wieder eine Etappe geschafft. Es wurde gekocht und gegessen und viel auch in dem bisher erlebten geschwelgt.

Die erste große bewirtschaftete Hütte, die FS Grövelsjön ( FS= Fjäll Station) erreichten wir fast zur Hälfte der Tour. Ein tolles Gefühl wenn man auf einem Wanderschild sieht was man bereits geschafft hat und aber was auch noch alles zu laufen ist.

Die Fjäll Station ist eher ein Hotel mit vielen Bette und guter Anbindung mit Bus oder Auto.

Hier trafen wir das erste mal wirklich auf andere Wanderer.

Pünktlich um die Mittagszeit kehrten wir in der Station ein und es gab noch einen guten Mittagstisch mit schwedischen Spezialitäten. Wie in der Wildnis Vergessene machten wir uns über das Essen her.

Der Plan war aber wieder in dieser Wildnis zu verschwinden. Wir hatten uns so daran gewöhnt auf so vieles zu verzichten, das es fast schon anstrengend war in der Station zu bleiben. Also beschlossen wir nach einer Pause weiter zu laufen. Der Plan war in 15km Entfernung eine Hütte mit See zu erreichen. Unbewirtschaftet. Ohne Menschen.

Kurz hinter der Station verschluckte uns wieder Schwedens Natur.

Man sucht nach einer Zeit fast schon die Einsamkeit und die grenzenlose Weite. Wir fanden all dieses am Hävlingen See wieder. Ein toller Bergsee mit einer wunderbaren Landschaft.

Nach einem ausgewogenen Frühstück ging die Reise weiter. Die Hütte welche das Ende dieses Tages war, war aber leicht unspektakulär und da wir äußerst zeitig an dieser ankamen ging die Touren Planung wieder los. Wir beschlossen eine Mammut Tour zu laufen, weil laut Reiseführer die Rogen Stugan ein Highlight sein soll und wir diese unbedingt erreichen wollten.

Die richtige Entscheidung. Nach 38 Kilometern erwartete uns Schwedens größter Bergsee. Die drei Hütten lagen in einem kleinen Kieferwald in See nähe.

Begrüßt wurden wir von einem alten Hüttenwirt der uns einen Sirup in die Hand gab und uns Fragte wo wir herkommen. Hävlingen See meinten wir.  Er war recht erstaunt das wir diesen langen Weg gelaufen sind. Wir meinten darauf das wir jetzt auch alles spüren und uns auf ein Bett freuen.

Die Sauna ist um 18 Uhr für euch fertig!

Bitte was? Die Sauna ist gleich heiß. Das Haus dort drüben, direkt am See. Damit hatten wir nicht gerechnet.

Ein ganz besondere Ort. Ich habe selten an einem Ort meine Gedanken so freien lauf lassen können wie in dieser kleinen, Holz betriebenen Sauna. Durch das kleine Fenster schaut man auf den Rogen See.Im Hintergrund eine Bergkette welche die norwegische Grenze markiert. Der See hatte durchaus Wellengang, aber man saß geschützt und warm in der Sauna. Vergessen waren die 38 Kilometer und die Blase am Fuß.

Auf dem Ofen befand sich ein Kessel mit warmen Wasser, welches man mit dem Seewasser mischen konnte. Warmes Wasser!!! Nach 7 Tagen. Es gibt sicher andere Sachen über die man sich freuen kann. Aber das war schon ganz besonders.

Eine Abkühlung im See musste sein und ja er war kalt. Sehr Kalt. Mit einem Bier bewaffnet ging es ein zweites mal in die Sauna. Von der Sauna-Bier-Tradition hatte ich schon gehört aber nie probiert aber in Schweden kommt man auch nicht drum herum.

Der Abend endetet mit einem tollen Essen und in netter Gesellschaft von zwei deutschen Wanderern und dem Hütten Wirt. Dieser teilte noch eine Runde Whiskey mit seinen Gästen. Fasziniert von dem Erlebten wartete ein gutes Bett auf uns.

Der nächste Tag mit 10km war einer der kürzesten die wie liefen aber nach dem Vortag auch eine gute Erholung.

Eine weitere kleine Hütte an einem See wartete auf uns. Leider ohne Sauna, an die wir uns hätten gewöhnen können.

Wir hatten hier fast einen kompletten Tag zum Ausruhen und konnten uns auf die letzten Tage vorbereiten.

Man verlässt hin und wieder die Hochmoore und durchläuft viele Birken und Fichtenwälder.

Wenn man die Hälfte hinter sich hat wird einem langsam auch das bewusst das man sich jetzt Schritt für Schritt und mit jedem Tag dem Endet nähert.

Es war doch noch gar nicht so lang her das wir uns fragten ob wie die 365 Kilometer auch wirklich schaffen.

Natürlich gehören bei solchen langen Touren auch Tage dazu an denen man sich nicht richtig motivieren kann morgens den Rucksack zu tragen und weiter zu laufen.

Im leichten Nieselregen ging es morgens wieder los. Wir hatten versucht Schuhe und Socken über Nacht halbwegs trocken zu bekommen und hofften das die Schuhe zumindest die ersten paar Kilometern der 26km an diesem Tag überstehen würden. Taten Sie nicht. Nach kann 600m war wieder alles komplett Nass durchzogen. Man kommt fast gar nicht gegen an. Das Knie hohe Gras war so nass das die Schuhe einfach nicht gegen das Wasser ankamen.

Also war alles wieder nass und besagte Regen schlug aufs Gemüt. Ich denke da spielt der Kopf eine wichtige Rolle. Scheuklappen runter und auf baldige trockenen Schuhe hoffen.

Wir passierten gerade einen Fichtenwald als mitten in einem kleinen See eine Elch Kuh stand.

Das Tier stand knapp 50m von uns entfernt. Wir freuten uns riesig das wir einen Elch zu Gesicht bekamen und schöpften neue Energie für diesen Tag.Trotz der nassen Schuhe.

Die letzten 5 Tage brachen an, hier passierten wir dann auch mit 1080m die höchste Stelle des Kungsleden. Die Landschaft war hier auch komplett anders. Nach Hochmoor und Birkenwälder, ging es nun für uns in das höhere Gebiet von Schweden.

Die letzten Tage durchquerten wir die Hochebene und fast jede Tagesetappe endete in einer bewirtschafteten Hütte. Wir zogen es auf den letzten Tagen dann auch vor in den Hütten zu schlafen. Teilweise trafen wir hier auch auf mehrere andere Wanderer. Das Gebiet ist bei Tages Tour Wanderern sehr beliebt. Daher war es auch etwas voller.

Wir merkten das unsere Tour so langsam zu Ende ging. Es hieß für uns auch Abschied zu nehmen.

Die letzte Hütte war ein wirkliches Highlight. Man könnte jetzt sagen, das Beste kommt zum Schluss.

Die Bloahrhammern Hütte. Es ist die letzte Hütte vor Storlien. Interessanterweise hörten wir schon an den Tagen davor das wir da unbedingt halten müssten aber wir uns anmelden müssten für das Abendessen. Wir ließen einen netten Hüttenwart am Tag vor unserer Ankunft also zwei Plätze für dieses Abendessen reservieren.

Der letzte Anstieg wurde etwas wehmütig bewältigt. So viele Kilometer lagen hinter uns. Von nun an würde es heißen, in Tal, zum Zug und nach Hause. Hätte man doch einfach weiter laufen können. Die Routine des täglichen Laufens einfach weiter führen.

Also standen wir kurz vor der Hütte etwas weiter auseinander und jeder war etwas in Gedanken versunken und verloren. Der Blick zurück eröffnete uns ein tollen Blick auf ein Bergpanorama, wolkenverhangen und etwas verregnet. Aber irgendwie blickte man auch einfach weiter. Circa 340 Kilometer lagen hinter uns. Ein unglaubliches Gefühl von Stolz und Wehmut nach der weiten Landschaft von Schweden.

Die Vorfreude auf ein tolles Essen stieg und wir wurden in der Hütte von den jungen Leuten herzlich willkommen geheißen.

Die Sauna war heiß und die Frage ob wir ein Bier mitnehmen stellten wir uns gar nicht.

Das gehört zu guten Ton dazu ( Das Schwedische Bier hat 2,5 Prozent und es geht einfach darum den Körper zu kühlen. Wirklich betrunken wird man trotz der Hitze nicht.)

Die Küchen Brigade stellte sich vor und erklärte dann auch das ganze Essen welches es im Buffet Style geben würde. Vorspeisen mit Salaten und selbstgemachten Buttern sowie Brot und danach frisches Fisch und Fleisch sowie eine Dessertauswahl. Was für ein Abschluss. Zu feier des Tages gab es noch eine Flasche Wein für uns.

Achtung Spoiler aber man kann es sich fast denken. Das Essen, Übernachtung und Getränke sind nicht ganz billig. Alles kommt 2x die Woche per Helikopter. Aber wenn man den Kungsleden hinter sich hat, dann spielt das keine Rolle.

Der letzte Tag brach für uns an. Von der Hütte waren es nur noch knapp 15 Kilometer bis zum Bahnhof in Storlien. Von wo aus gegen Abend dann der Zug Richtung Heimat aufbrechen würde.

Wir ließen den Tag ganz entspannt an und irgendwie freute man sich nun doch wieder auf die Zivilisation. Und nach 14 Tagen im Zelt und in Hütten auf das eigene Bett. Gegen Nachmittag erreichten wir dann Storlien, eine kleine Stadt oder Dorf. Der Bahnhof sah eher aus wie aus der Goldschürferzeit im Wilden Westen. Es gab zwar eine Anzeigetafel, diese war aber kaputt. Aber so schlimm es auch hier aussah, pünktlichst kam der Zug an und die Rückreise begann.

Alles lief glatt und am nächsten Morgen, nach einer ziemlich kurzen Nacht im Zug, kamen wir am Flughafen an und es ging wieder über Frankfurt nach Stuttgart. Sicherlich die schnellste Verbindung zurück in die Heimat. Aber irgendwie habe ich mein Herz an diese Landschaft verloren.

Fazit: Eine Sagenhafte Tour. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und man sieht jeden Tag etwas neues. Die Natur verändert sich mit jedem Kilometer. Das laufen ist ein purer Genuss. Die Menschen die man trifft sind herzlich und erfreuen sich daran das man die Natur genießt. Wir haben jeden Tag der Tour genossen.

Die Hütten bieten viel Komfort und nach den langen Touren ist es immer schön auch einen erholsamen Schlaf zu bekommen.

Eine Mitgliedschaft im STF ist recht günstig, kann an jeder Hütte mit Wirt beantragt werden und spart einem doch ein paar Euro ein.

Die Verpflegung sollte man gut durchplanen. Wir passierten einen Supermarkt. Das Essen was die Wirte verkaufen ist nicht sonderlich spektakulär. ( Dosen Ravioli und ähnliches)

Man muss nicht so lange Touren laufen wie war aber man kommt auf den Pfaden wirklich schnell voran. Das klingt zwar nach einem Rennen aber wie haben viele tolle Pausen gemacht und die Tour in vollen Zügen genossen.

Die Tour war einer der schönsten die ich bisher gemacht habe. Ich denke gerne an die Zeit zurück. Schweden hat mich nie losgelassen und ich werde sicherlich wieder einmal dorthin zurückkehren.

ses snart svenska

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